Geschichte der Münchner Stadtbäche
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Vorwort von Dr. Richard BauerEine Heimat für die Isar.Münchens Geschichte ist geprägt von einer gesuchten Nähe und zugleich von einer erstaunlich respektvollen Distanz zur Isar. Zwischen dem Isartor und dem Ufersaum des jederzeit unberechenbaren und eigenwilligen Flusses liegt eine beträchtliche Wegstrecke, die überschwemmungsbedingt vormals für eine dauerhafte Wohnbebauung ungeeignet und deshalb vorrangig als Gewerbezone ausgewiesen war. Die Wasserabhängigkeit der Bürgerschaft hatte praktisch schon in der ältesten Ausbauphase Münchens nach 1180 dazu geführt, dass Verästelungen des ursprünglich weit nach Westen ausgreifenden Flusslaufes zu kontrollierten Kanälen und Bächen umgestaltet wurden, die das kostbare Element an die Bebauungszone heran- und schließlich auch mitten in diese hineinführten. Wasser als der einzige natürliche Energielieferant bestimmte die Leistungskapazität der Mühlen, Eisenhämmer und Walken und unterstützte die Detailverarbeitung in zahllosen Handwerksbetrieben im Lehel, im Anger- und Graggenauerviertel und im Tal. Aber auch der doppelte Mauerring und damit das wehrhaft geborgene Hab und Gut der Einwohner waren dem Schutz des von der Isar abgezweigten Wassers anvertraut, das in breiten Stadtgräben die Kontur der Stadtanlage nachzeichnete. Die künstlich aufgeschütteten Isardämme und die damit verbundenen Regulierungsvorkehrungen für die in die Wohn- und Geschäftsviertel eingeleiteten Bachsysteme gehörten im Mittelalter mit zu den größten Ausgabeposten des Stadtmagistrats, einmal wegen der komplizierten Abstimmung der Fließgeschwindigkeit und der Wassermenge, zum anderen wegen der durch die jährlichen Isarhochwasser bedingten ständigen Zerstörungen oder Beschädigungen und der dadurch veranlassten Reparaturen. Parallel zum Stadtwachstum erweiterte sich auch das Münchner Bachsystem, schuf mit der Zeit kleine und kleinste Verzweigungen und Zuführungen, die Segment für Segment alle einem ganz konkreten Auftrag dienten, den sie in ihren Benennungen kundtaten. Ohne Rücksicht auf den großen Zusammenhang hatten viele Bäche deshalb je nach Streckenabschnitt einen wechselnden Namen, weshalb am Ende nur noch beamtete Spezialisten den Überblick über die Totalität der Münchner Wasserläufe behalten konnten. Für die Bevölkerung war der künstliche Wasserreichtum ihrer Stadt ein dankbar angenommenes Geschenk, eine gewerbliche, hygienische und nicht zuletzt auch eine ästhetische Vorgabe, um die München beneidet wurde. Die Münchner Stadtbäche setzten in das seit ca. 1820 von der Strenge toskanischer Architekturelemente geprägte ludovizianische München stets auch einen großzügigen und heiteren venezianischen Akzent und erinnerten daran, dass die für Nordländer so eindrucksvolle Münchner italianità nicht erst von Klenze oder Gärtner entwickelt werden musste.Jenseits der Isar, in der von altertümlich verschachtelten Kleinhäusern geprägten Vorstadt Au, hatte die alle Lebensbereiche erfassende Wasserabhängigkeit und Wasserbezogenheit eine besondere Bedeutung erreicht, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als einzigartige malerische Situation erkannt und von vielen Münchner Künstlern umgesetzt wurde. Kriegszerstörung und behördlich durchgesetzte großflächige Sanierungsmaßnahmen haben inzwischen freilich mit den hochromantischen Veduten der Au für immer aufgeräumt.Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts eingetretenen Veränderungen in der Technologie und der Energiezuführung drängten die Bedeutung der von den Gewerbebetrieben genutzten Stadtbäche gerade in der Innenstadt massiv zurück. Auch die durch den Wirtschaftsboom der Gründerzeit intensivierte Bebauung urbaner Randzonen und die darauf ausgerichteten neuen Verkehrsverbindungen störten sich an den zahlreichen irregulär kreuzenden Wasserläufen, weshalb diese zum größten Teil unter dem Straßenpflaster verschwinden mussten. Der alltäglichen Betrachtung und Beachtung entzogen, verlor die das
Autor: | Rädlinger, Christine |
Nakladatel: | Schiermeier |
Rok vydání: | 2004 |
Jazyk : | Němčina |
Vazba: | Hardback |
Počet stran: | 212 |
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