Internationaler Medizintourismus in Deutschland. Patienten aus den USA im deutschen Krankenhaussektor - Eine aktuelle Marktanaly
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Textprobe:
Kapitel 4.1.3 Nachfrage nach Medizin und Tourismus in Deutschland:
Gesundheits- und Medizintourismus haben in Deutschland eine lange Tradition, z.B. in der Medizinischen Fakultät Heidelbergs seit dem 14. Jahrhundert, seit dem 18. Jahrhundert in der Berliner Charité sowie in mondänen Kurorten wie Wiesbaden. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Luftkurorte in den Mittelgebirgen und den Alpen sowie die Seebäder an Nord- und Ostsee gefragt (vgl. Wesley & Pforr, 2009, S. 17). Nach einer Krise des deutschen Kurwesens werden Gesundheitstourismus und Wellness inzwischen als solide Wachstumsbranchen angesehen (vgl. Pforr & Locher, 2012).
Im Medizintourismus ist Deutschland ist nicht nur Anbieter, sondern auch relevanter Nachfrager. So verzeichnete z.B. Polen in 2012 ein Import-Volumen von 152 Mio $ durch gesundheitsbezogene Reisen von Deutschen in das Land. Der Import aus allen Ländern nach Deutschland, d.h. der aus Deutschland hinausführende Gesundheitstourismus inklusive Medizintourismus, wird für 2012 auf 832 Mio $ beziffert (vgl. Vereinte Nationen, 2016b, o.S.).
Der Medizintourismus durch internationale Patienten in Deutschland findet in Medien und Wissenschaft seit der Jahrtausendwende zunehmend Beachtung, in der Anfangszeit z.B. als Marktstudie von Illing (2000), bei Grönemeyer (2000), im Sammelband von Braun (2004), in der Presse bei Stockinger (2003) und im Deutschen Ärzteblatt (vgl. Juszczak & Zangerle, 2004 und Juszczak & Nöthen, 2006). Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg führt seit 2004 alle zwei Jahre eine Längsschnitt-Marktstudie in Form einer schriftlichen Befragung deutscher Kliniken durch, die im Medizintourismus engagiert sind. Kontaktiert werden etwa 250 Kliniken, jeweils mit einer Rücklaufquote von ca. 20 - 30 % (J. Juszczcak, persönl. Mitteilung, 03.02.2016). Die Ergebnisse dieser Befragung werden hier wiederholt zitiert. Zu Teilaspekten des deutschen Medizintourismus aus außereuropäischen Ländern liegen einige publizierte Abschlussarbeiten vor (z.B. Oelschläger, 2005; Ozod-Hamad, 2007; Beer, 2008; Markus, 2009; Nawarecki, 2012; Beyer, 2013). Im Vergleich zum englischsprachigen Forschungsraum ist die Zahl der deutschen wissenschaftlichen Publikationen zum Medizintourismus gering, und ihr Evidenzgrad gemäß der Evidence-based Health Care meist relativ niedrig.
Die Patienten, die für Medizintourismus nach Deutschland kommen, bestehen aus zwei Gruppen: europäische Patienten, die im Rahmen des EU-Sozialver-sicherungsabkommens einreisen, und außereuropäische Patienten. Bei letzteren steht Deutschland als Destination im Wettbewerb mit der Schweiz und den USA (vgl. Juszczak, 2013, S. 153) und zusätzlich mit Großbritannien, Österreich, Tschechien, Frankreich und Israel (vgl. Tschuck, 2014, S. 20).
Eine eigene Summierung der aktuellen Rohdaten des Statistischen Bundesamtes ergibt für 2014 knapp 100.000 (99.951) stationäre Patienten, bei denen ein Hauptwohnsitz im Ausland mit genauer Benennung des Landes aufgeführt ist. Folgt man der Einschätzung, dass von dieser Fallzahl ca. 40 % als geplante Eingriffe im Sinn von Medizintourismus anzusehen sind (vgl. Juszczak, 2013, S. 154), ergeben sich knapp 40.000 Medizintourismus-Patienten, die geplant Behandlung suchten. Bei ambulanten Fallzahlen wird eine Zahl von 144.000 für 2013 geschätzt. Bei den stationären Fällen nahm die Zahl von 2012 auf 2013 um 7.7 % zu (Juszczak, 2015; zit. nach Youngman, 2015b, o.S.). Der Anteil internationaler Patienten an allen stationär behandelten Patienten in Deutschland wird mit 0.5 % veranschlagt, bei gleichbleibender Tendenz (vgl. Juszczak & Beyer, 2014, S. 6). In Kliniken, die sich verstärkt im Medizintourismus engagieren, kann der Anteil der internationalen Patienten allerdings bis zu 40 % betragen (vgl. Pforr & Locher, 2013, S. 86). Die häufigsten Herkunftsländer der Patienten finden sich in Kap. 4.2.3.
Das finanzielle Volumen, das deutsche Kliniken jährlich im Medizintourismus erwirtschaften, wird
Autor: | Büsching, Imke |
Nakladatel: | Diplomica |
Rok vydání: | 2017 |
Jazyk : | Němčina |
Vazba: | Paperback / softback |
Počet stran: | 152 |
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